Geschichte der Mühle

Neben einer Wassermühle am Teich Wendisch Ende (auf den heutigen Grundstück der Familie Knauth) gab es in Spergau einst 3 Bockwindmühlen. Die Hirtsche Mühle fand man bis zum Beginn der Rekonstruktion 2007 im Mühlenweg/Franklebener Straße. Die Bockwindmühle der Familie Mahler hatte ihren Platz in der Korbethaer Straße. Etwa 1970 wurden von ihr die letzten Gehäuseteile entfernt. Die 3. Bockwindmühle gehörte der Familie Pönitzsch. Sie hatten ihr Grundstück in der Merseburger Straße. Mensch, Mühle, Haus und Hof mussten etwa 1963 den Leuna-Werken weichen.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen die Geschichte der Mühle vorstellen, nach deren Vorbild die neue Mühle aufgebaut wurde und von der für den Neubau verwertbare Teile verwendet wurden.

1836
Landrat Starcke veröffentlicht eine Bekanntmachung, aus der der Plan des Windmühlenbaus durch den Müller Traugott Weiße hervorgeht, der im Dorfe (am Wendisch Ende) eine Wassermühle betreibt.

1839
Johann Gottlob Beyer aus Brockau bei Zeitz kauft beide Mühlen von Weiße und zieht nach Spergau.

1851
Ein Jahr nach dem Tod von Beyer (durch Unfall in der Mühle) vermählt sich seine Frau mit dem Lauchstädter Müller Friedrich Karl Friedland, der den Mühlenbetrieb weiterführt.

1856
Nach dem Tod des zweiten Sohnes von Beyer (auch durch Unfall in der Mühle) verkauft Friedland die Mühlen an Georg Hirt.

Im Alter von 49 Jahren stirbt Georg Hirt. Sein Sohn Richard Hirt übernimmt die Mühlen.

1890
Richard Hirt tritt das Grundstück im Dorfe (Wassermühle) wegen der weiten Entfernung zur Windmühle an seinen Jagdfreund, den Ziegeleibesitzer Wehlmann ab, der ihm dafür das Haus an der Bockwindmühle baut.

1912
Richard Hirt stirbt mit 57 Jahren, Paul, der älteste Sohn, übernimmt die Windmühle.

1919
Aufgrund des Baus des Gleisanschlusses von den Leuna Werken nach Großkorbetha ca. 15 m westlich neben der Mühle ist die Windkraft nicht mehr ausreichend. Ein Elektromotor muss eingebaut werden.

1922
Mit dem Tod von Paul Hirt mit nur 34 Jahren übernimmt sein Bruder Albert Hirt die Mühle.

1945
Die unmittelbare Nähe zur Bahnstrecke Leuna - Großkorbetha macht den Hirt's schwer zu schaffen. Mit den Luftangriffen, die seit 1944 verstärkt die Leuna-Werke im Visier haben, gerät auch die Mühle mehr und mehr in Gefahr. Bei den schweren Luftangriffen auf die Industriebetriebe Anfang 1945 wird die Bockwindmühle stark beschädigt. Das Wohnhaus der Müllerfamilie wird vollständig zerstört.

1959
Klaus Wilkerling übernimmt den Mühlenbetrieb von Albert Hirt.

1970
Ende des Jahres wird das letzte Mehl produziert. Klaus Wilkerling kann die Mühle nicht länger betreiben, der Betrieb wird eingestellt.

1992
Hier beginnt ein neues Kapitel der Spergauer Mühlengeschichte.

Neben vielen anderen Projekten, die nach 1990 begonnen und vorangetrieben wurden, weckte auch die einzig erhaltene Mühle Spergaus wieder das öffentliche Interesse. Die folgende Chronik beschreibt den Weg bis zum Aufbau der neuen Mühle am neuen Standort.

1992
Mit einer gitterverstärkten Folie auf dem Dach versucht die Gemeinde, die denkmalgeschützte Mühle vor weiterem Verfall zu schützen. Zwei Bockwindühlen sind bereits aus dem Spergauer Landschaftsbild verschwunden. Die Hirtsche Mühle soll diesem Schicksal nicht folgen. Es gibt erste Überlegungen zur Rekonstruktion. Dazu wurden intensive Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde Merseburg geführt. Durch den damaligen Bürgermeister Jürgen Elste wurden erste Angebote für den Neuaufbau der Mühle eingeholt. Das Konzept zu dieser Zeit sah eine Nutzung der Mühle als Museum vor.

1994
Die Gemeinde beantragt für die Erhaltung und Pflege der Bockwindmühle Fördermittel aus dem Denkmalpflegeprogramm des Landes Sachsen-Anhalt. Dieser Antrag fand beim Land keine Berücksichtigung, so dass das Projekt auf Eis gelegt wurde.

2005
Der Zustand der Mühle wurde wieder im Gemeinderat thematisiert. Die Folie, die 1992 auf dem Dach befestigt wurde, war stark verwittert und konnte das technische Denkmal nicht mehr gegen Wind und Wetter schützen. Die Erneuerung der Folie wurde zu diesem Zeitpunkt nicht realisiert, da selbst das Aufstellen einer Rüstung problematisch erschien.

2006
Die inzwischen verbesserte wirtschaftliche Situation der Gemeinde ermöglichte es nun, ein Stück Spergauer Geschichte aus eigenen Kräften zu retten. Der damalige Bürgermeister Torsten Weise nahm Kontakt zu Herrn Jahn, dem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V., auf. Die Gespräche vor Ort brachten ans Licht, dass viele Teile von Verfall gekennzeichnet oder nicht mehr im Originalzustand vorhanden waren. Es wurde deutlich, dass nur ein Neubau möglich ist, bei dem wenige Teile aus der alten Mühle wieder verwendet werden können. Da die Mühle komplett abgerissen werden musste, stellte sich nun die Frage, ob man sie am alten Standort oder an einem anderen Platz wieder aufstellt. Der ursprüngliche Ort an der Werksmauer der Leuna-Werke erschien unattraktiv und wäre für Besucher kaum zu finden gewesen. Die Wahl fiel schließlich auf ein Gelände am östlichen Ortseingang. Die Entscheidung fiel nicht leicht, da der neue Standort für Windmühlen eher untypisch ist. Die verkehrstechnisch günstige Lage sowie die Nähe zum 2 km entfernten Saale-Radwanderweg sprachen jedoch für den Umzug der Mühle. In   diesem Zusammenhang wurden auch Gespräche mit der Familie Gräfe, den Besitzern der Hirtschen Mühle, geführt. Dabei ging es u. a. um die Schenkung der Mühle an die Gemeinde.

2007
Am 30. Januar nimmt der Gemeinderat Spergau die Schenkung von den Eheleuten Fritz und Christine Gräfe an. Das Ingenieurbüro Jahn aus Wolmirstedt erhielt den Auftrag, die Rekonstruktion der Bockwindmühle in der Kröllwitzer Straße zu planen. Im Rahmen des Bauantragsverfahrens wurde der Abriss und der Wiederaufbau bei der Denkmalschutzbehörde Merseburg beantragt. Am 28. August wurde die Firma Brüggemann aus Dingelstedt zur Umsetzung, Sanierung und Rekonstruktion der Hirtschen Mühle beauftragt.

2008
Anfang November konnte man bereits eine äußerlich fertiggestellte neue Bockwindmühle  bewundern. Dann der Schock am 12. November: bevor sich die Flügel im Wind drehen konnten, wurde unsere Mühle angezündet und brannte nieder. Der Gemeinderat Spergau hat sich sofort für den Wiederaufbau ausgesprochen. Der Rückbau erfolgte durch die Firma Brüggemann im Dezember. Gutachten über einzelne Bestandteile der Mühle wurden erstellt.

2009
Im März erfolgte wurde der Bock aufgestellt. Der alte Hausbaum der Hirtschen Mühle konnte leider nicht wieder verwendet werden und musste neu angefertigt werden. Das auf der Spergauer Mühlenwiese vorgefertigte Dach samt Kammrad wurde am 01. August unter dem Beifall vieler Schaulustiger auf das Gehäuse gesetzt. Mit dem Richtfest  am gleichen Tag gelang unserem Verein eine erste große Party unterhalb der Mühle. Bis Ende des Jahres hatte die Firma Brüggemann die Mühle in den Zustand versetzt, den sie vor dem Brand bereits hatte. Neben vielen historischen Baumaterial und Maschinen hatten wir durch den Brand auch ein ganzes Jahr verloren.

2010
Die weitere Rekonstruktion der Hirtschen Mühle verzögerte sich durch den langen Winter etwas. Seit Anfang März ging es auch vor Ort weiter. Zum Deutschen Mühlentag am 24. Mai wurde unsere Mühle feierlich eingeweiht, fertig gestellt war sie da aber noch nicht.

2011
Das Jahr begann mit der Präsentation des Gutachtens von Rüdiger Hagen über den Zustand unserer Mühle. Die schon von einigen Fachleuten festgestellten Mängel betätigten sich, hinzu kam noch der Pilzbefall des Hammerbalkens. Das war alles sehr ernüchternd. Fest stand aber auch, dass nur die Funktionsfähigkeit die Mühle auch erhalten kann.

2012
Martin Wernicke aus Neukyhna erhielt zu Beginn des Jahres den Auftrag, die zahlreichen Mängel an der Mühle zu beseitigen und diese in einen funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Anfang März begann er mit den Arbeiten, die zum Teil bis Pfingstmontag abgeschlossen werden sollten. Denn zum Deutschen Mühlentag sollten sich die Flügel an der Spergauer Bockwindmühle drehen. Und Martin Wernicke gelang das Meisterstück. Und nicht nur das. In nur knapp drei Monaten Bauzeit gelang es Martin, mit Hilfe der Vereinsmitglieder und vielen anderen engagierten Mühlenfans, die Mühle in ein echtes Schmuckstück zu verwandeln.  Unter anderen wurde der Mühlenkasten neu verkleidet, der Bock auf zum Teil neuen Fundamenten richtig ausgerichtet. Die Mühle erhielt ein neues Dach, einen neuen Steinboden und einen neuen Hammerbalken. Zudem musste das Kammrad überarbeitet und die Bremsvorrichtung zu großen Teilen erneuert werden damit sie für zukünftige Aufgaben gerüstet sind. Damit sich die neuen Flügel leichter drehen, wurde ein Katzenstein unter der Flügelwelle eingesetzt. Kurz vorm Deutschen Mühlentag drehten sich endlich die Flügel an unserer Mühle. Ein Traum wurde wahr!!!

2013
Die neue Mühle zu Spergau ist nun voll funktionstüchtig, am 15.05.2013 wird das erste Korn gemahlen.

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